Kurzwellenempfänger:
Anfangs konnte man nichts mit Kurzwellen anfangen - deshalb überließ man in vielen Ländern Funkamateuren etliche Kurzwellenbereiche. Ein in den USA weitverbreiteter KW-Empfänger war der RCA RA/DA von 1921. Ein praktisch baugleiches Gerät stellte auch Telefunken her. Aber nur für den Export, denn Amateurfunk - und wenn es auch nur empfangsmäßig war - so etwas lag für den deutschen Gesetzgeber außerhalb jeden Vorstellungsvermögens und war damit strengstens verboten!
Nach vielen Erfolgen ausländischer Funkamateure dämmerte es der Industrie, daß die Kurzwellen wohl doch nicht so ganz nutzlos waren. Hier ein Kurzwellenempfänger von 1929, der Telefunken Spez 281Gr [1]. Er wog mehrere Zentner. Aber schon 1936 kam mit 30 kg ein für die damalige Zeit sehr kompaktes Gerät auf dem Markt, der E390Gr [2]. Es handelt sich um ein 8-Röhren-Superhet mit BFO (= Überlagerungsoszillator zum Hörbarmachen von Telegrafiesignalen) und einem Empfangsbereich von 1,5 - 24 MHz. Beim Aufbau (Aluminiumguß, viel Keramik, Glimmerkondensatoren) wurde nicht gespart. Auf Grund der guten Empfangseigenschaften wurde er auf Schiffen, in großen kommerziellen Funkstationen, in der Flugsicherung und sogar an Bord eines Zeppelins eingesetzt.
Ein noch besseres Schwestergerät, der Spez.801 besaß bereits eine Projektionsskala mit 900 Teilstrichen. Eine Glasscheibe wurde mit dem Abstimm-Drehkondensator gekoppelt und die darauf aufgedruckte Skala über ein Linsensystem auf die Mattscheibe projiziert.
Mitten im 2. Weltkrieg kam der Köln E52 heraus, ein Empfänger, der weltweit Maßstäbe setzte: modularer Aufbau, außerordentliche Stabilität durch temperaturkompensierte auf Keramik gebrannte Spulen, 6 gemeinsam abgestimmte Kreise, genaue Projektionsskala [3], z.T. fernsteuerbar. In der Nachkriegszeit war es das Traumgerät eines jeden Funkamateurs.
Blaupunkt baute Anfang der fünfziger Jahre für die Alliierten recht groß geratenen KW-Empfänger FE52 und FE55, die trotz des doppeltem Gewichtes mit dem Köln nicht mithalten konnten.
Erst um 1960 gab es wieder Geräte mit vergleichbarer Empfangsleistung, z.B. den R&S EK07 oder den Siemens E311, einem Dreifachsuper zum Neupreis von rund 15000 DM. In den Siebzigern setzte sich dann trotz aller Großsignalprobleme die Transistorisierung durch [4].

Literatur:
   [1] Telefunken-Zeitung Nr.52
   [2] Koch: Die Empfangsanlagen der Reichsflugsicherung
   [3] L.Dv.702/1 Heft 167
   [4] Bergmann, Rockschies, Spanknebel: Eine kurze Geschichte
          der Funknachrichtenempfänger in Funktionsplänen

DJ1RF
RA/DA
E390Gr
E311
FE52
Köln E52
 HF-Teil
Köln E52
Spez.281Gr
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